Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Mittwoch, 5. August 2015

Durch den Monsun...

…und am Mekong entlang. Worte und Bilder aus Cambodia und Laos. (von Emma)

Das Monsungrau des Himmels bildet einen schoenen Kontrast zur rotstaubigen Erde, auf unserem Schild steht “Kampong Cham“, die spaerlich befahrene Strasse fuehrt weit geradeaus. Ein knatternder Minivan haelt neben uns, drei Maenner steigen aus. Wir geben ihnen einen handgeschriebenen Brief zu Lesen, dessen Schnoerkel und Kringel wir selbst nicht entziffern koennen. Nach etwas Zoegern und akzeptierenden Kopfnicken, verstauen wir unsere zwei Rucksaecke und Elmis Chello im Wagen und steigen ein. Schlagloecher, Huckel, Staubstrasse, aermlich aussehende Huetten auf  Holzstelzen. Wir halten irgendwo auf einer recht verlassenen Waldstrasse vor einer Schranke, durch die Baeume schimmert bereits die abendliche Dunkelheit. Wir verstehen nicht, was vor sich geht. Schliesslich erreicht ein anderer Minivan die Schranke aus entgegenkommender Richtung. Und ploetzlich finden wir uns auf unseren Rucksaecke im hinteren Teil des Busses zusammengenknietscht wieder – es muss Platz geschafft werden fuer neue Mitreisende, insgesamt zaehle ich fast zwanzig Menschen. Eine Taschenlampe wird hin und her schwingend an der Decke befestigt, ein aelterer Herr neben uns holt eine Plastikflasche mit Reiswein und eine aufgeschnittene Flasche als Trinkbecher hervor. Die Szene erinnert mich merkwuerdig an eine Klassenfahrt: Der Becher wird herum gereicht (ich werde ausgelassen, wohl weil ich eine Frau bin), einer der Maenner verpasst keine Gelegenheit, um die anderen auf kindliche Weise zu aergern und zum Rangeln anzustacheln. Gelangweilt von den umsitzenden Mitreisenden, die alle versuchen, trotz des Platzmangels etwas Schlaf zu finden, entschliesst unser hellwacher Freund irgendwann, aus dem Rueckfenster hinaus aufs Dach des Busses zu klettern. Die anderen scheinen davon recht unbeeindruckt zu bleiben. Gegen Mitternacht haelt unser Massentransporter in einer Stadt und wir duerfen aussteigen, ohne zu wissen, wo wir eigentlich sind. Freundlich laechelnd werden wir verabschiedet, ohne dass wir nach Geld gefragt wurden. Erschoepft vom ersten Tramptag in Cambodia, schlagen wir unser Nachtlager auf einem leeren Wiesengrundstueck auf.
[…]
Ich fuehle mich wie zwischen zwei Welten. Armes Cambodia mit wohlhabender Fassade. Touristsein und Reisender. Schwere, emotional aufwuehlende Landesgeschichte und feiernde Westler in leuchtenden Bars. Fast fuenf Tage Dauerregen auf der paradiesisch schoenen Insel Koh Rong. Sonnige Ideen und monsunnasse Wirklichkeit. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich damit abgefunden habe, dass der Reisestil, wie wir ihn vorher hatten (Zelten, Kochen, Trampen…), hier in Suedostasien nicht so richtig umsetzbar scheint. Zumindest nicht in jener reisemuede gewordenen Stimmung, in der wir uns zwischen Touristen, westlichen Restaurants, Regenzeit, Kranksein und Stadtleben wiederfinden.
[…]
Versteckt hinter Wegbiegungen oder majestaetisch aufgebaut: Die Tempel von Angkor sind einfach beeindruckend. Ich bin fasziniert von all den Farben, die die Natur mit den Jahren auf den Stein gemalt hat. Moosiges Gruenbraun, dunkelfleckiges Witterungsgrau, rostiges Orange. Und dann diese Symbiose aus den von Menschenhand geschaffenen, halbzerfallenen Prunkbauten und jahrhunderte alten, knochigen Baeumen, die auf den Tempelmauern lehnen, als seien sie elegante Damen auf einer Sonnenbank. Nur die Stroeme von schnatternden Kameratouristen wirken merkwuerdig unpassend in jener friedvollen Stimmung zwischen den Ueberresten laengst vergangener Koenigsherrschaften und der Natur.
Der ganze Dschungel scheint ein einziges schwingendes, feuchtdampfendes Sirren, als wir zurueck in die Stadt radeln...


Verschmelzung von Stein und Holz. Angkor Tempel, Siem Reap, Cambodia

Arapiya! :) Make-Our-Day-Freunde, die Lieder, "Angkor"-Bier und happy moments mit uns teilten. Siem Reap

Elmi and "the magic sign". Siem Reap

„Welcome. Toilet , shower inside. Self check in. Feel free to take a look” steht in bunten Farben auf einem Holzschild geschrieben. Und so nehmen wir diese direkte Aufforderung an und checken ein. Acht Tage lang wohnen wir in einem einfachen Bungalow auf Don Det, einer der „4000 Islands“ im Mekong. Ab und zu kommt der Besitzer auf dem Motorrad vorbei, fragt ob alles okay sei und laesst uns bezahlen.
Das Konzept von Zeit scheint nicht vorhanden zu sein.“Eat when hungry, sleep when tired“. Anfangs macht mich diese unglaubliche Tiefenentspanntheit der Inselbewohner angesichts meiner eigenen Unruhe tatsaechlich etwas unsicher: Jeder Mensch, jeder Hund, jeder Schmetterling, jede seichte Welle des Mekongs - alles wirkt wie in Zeitlupe; wie in die verlangsamenden Huellen der ultimativen Gechilltheit gepackt. Und da es ohnehin immer wieder mehrere Stunden am Tag regnet und die hitzige Schwuele einen traege macht, faengt man an, schon Spaziergaenge ins „Zentrum“ von Don Det (da wo die Schlammstrassen „Sunset-“ und „Sunrise-Boulevard“ zusammenfuehren), als Aktivwerden zu betrachten.
Zurueck auf dem Festland laeuft alles wieder ein bisschen schneller, aber nach wie vor in „Lao-time“: Bloss keine Hektik. Nichts uebereilen. Und immer schoen laecheln.  – So machen das zumindest die Laoten. :)


Monsunwolken ueber dem Mekong. Don Det Island, Laos

Nachmittagsspaziergang, Don Det, Laos

Als Schwein verkoerperte Inselmentalitaet. :) Don Det

Vom Sueden aus hangeln wir uns immer weiter noerdlich am Mekong entlang bis in die laotische Haupstadt. Klitschnass erkunden wir die Kaffeeplantagen des Bolaven Plateaus mit dem Motorbike und versuchen (bis auf wenige Sekunden vergeblich), trotz dickem weissen Nebel einen Blick auf den 120 Meter tiefen Tad Fane Wasserfall zu erhaschen.
Savannakhet und Thakhek wirken, wie auch zuvor schon Pakse, recht ausgestorben. Huebsche Staedtchen mit schoenen, franzoesischen Kolonialzeithaeusern, aber irgendwie ist die Ruhe der Regensaison etwas bedrueckend, sodass wir froh sind, als wir in Vientiane ankommen. Zwar ist die Hauptstadt dieses Landes, das insgesamt so viele Einwohner hat, wie jeweils Kunming oder Hanoi, auch sehr ruhig und gediegen, doch da wir dort endlich mal wieder die Erfahrung eines vollen Couchsurferhauses machen koennen, ist uns das gerade recht. Wir wohnen fuer fast eine Woche bei Silas, Scott und Carsten im Haus und geniessen es ausfuehrlichst, zusammen mit den drei lettischen Radfahrern Laura, Ivars und Dainis, fuer alle zu kochen, Reiseanekdoten auszutauschen, Musik zu hoeren und Filme zu schauen.
Nach einem Abstecher nach Vang Vieng, wo wir trotz Regen, Nebelwolken und rutschigen Pfuetzenstrassen einen Tagesausflug in die beeindruckende Bergszenerie machen, komme ich (nun bereits zum dritten Mal auf dieser Reise) fuer ein paar Tage zurueck nach Vientiane. Mit dem Myanmar-Visum im Pass (der damit jetzt komplett voll ist!), mache ich mich schliesslich alleine Richtung Thailand auf…

"Be careful". Wasserfall auf dem Bolaven Plateau, Laos

Wachender Drachen und Kehrbesen der Moenche. Savannakhet, Laos

Laotisches Dorf aus dem Busfenster heraus. Viele Haeuser haben jene huebschen Treppenaufgaenge, Balkone, Vordaecher...In den regnerischeren Reisregionen sind die meisten ausserdem auf Stelzen gebaut, die das ganze Obergeschoss tragen. Irgendwo vor Thakhek, Laos

Busy business. Thakhek, Laos

Unsere deutsch-lettisch-amerikanische CouchsurfingFamilie in Vientiane. Laos

Matschstrassen und Nebel. Und eine sehr raue Kuhzunge an meinem Bein. :) Vang Vieng, Laos

Farbpaletten unbekannter Kuenstler. Bei Vang Vieng

Da die Regenzeit die Aussicht beschraenkt, schaut man oefter in sein Inneres...Oder so.

Beim Barbier. Vang Vieng, Laos

Fensterblick. Vang Vieng 
Sonne! Vang Vieng

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Soweit erstmal ein lang ueberfaelliges Update der letzten Wochen.
Sonnige Gruesse aus Chiang Mai, Thailand! Davon gibt es aber spaeter mehr...
Alles Liebe allen Lesern,
Emma