Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Dienstag, 22. September 2015

Der Falang aus Jamminy

Hallo! 
(Es schreibt sehr viel: Anselm.)

Ob “Sussudei!”, “Sabadee!”, “Sawadee Ka(p)!” oder „Meng la ba!“ – Die Menschen in Suedostasien lieben es, „Hallo“ zu sagen. Es ist schoen, wildfremde Menschen auf der Strasse zu gruessen oder in vielen Situationen einfach die Handflaechen zum Gruss aneinanderzulegen. Selbst kleine Kinder sind mit dieser Geste schon ganz vertraut, was das Herz hoeher schlagen laesst! Untermalt wird die Begruessung oft mit einem ehrlich strahlenden Laecheln, das sehr ansteckend ist!

Mt. Phousi, Luang Prabang, Laos
  Wenn ich die Nachrichten aus Europa und insbesondere Deutschland verfolge, schaeme ich mich oft. Ich schaeme mich dafuer, wie kaltbluetig ignorant Menschen mit anderen Menschen umgehen und blind zu sein scheinen fuer die Tatsache, dass wir alle gleich sind. Dass einem Menschen das Recht zu steht, sich an einem Ort aufzuhalten und einem anderen Menschen nicht, liegt jenseits meines Verstaendnisses.

Die Warmherzigkeit und Offenheit, die einem in Asien oft zu Teil wird, laesst mich hoffen, verstehen und loslassen. 
– Hoffen  darauf, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen, sich besser zu verstehen; 
Verstehen, dass offene Herzen und offene Tueren der beste und einfachste Weg zu Frieden und Gerechtigkeit ist; 
Loszulassen, was einem stets und staendig das Gefuehl gibt, sich anpassen zu muessen oder das Loslassen von Dingen, die wir faelschlicherweise fuer lebensnotwendig halten.
Ganz oft ist es das „simple“ Landleben, was mich diese Gedanken denken laesst. Es ist die Einfachheit, die Singularitaet, das Notwendige, auf das alles zurueckzufuehren ist.
In einem Dschungeldorf, wo das Wasser aus dem Brunnen geholt und wo ueber dem Feuer gekocht wird, wo die Haeuser aus Bambus und Blaettern gebaut sind, und die Waende mit blauen Planen regendicht gemacht werden und wo rundherum hauptsaechlich Gruen ist. Gruen und Wolke und Regen und vielleicht ein paar Huehner, Hunde und Katzen. Dort fuehle ich mich dann manchmal so ueberfuellt mit Sorgen aus einer Zivilisation, die sich ueber Wachstum und Weiterentwicklung definiert und sich doch zurueck zu entwickeln scheint, zumindest was Empathie und Naechstenliebe anbelangt. Und fast empfinde ich fuer das Wenige der Menschen hier aus dem Dorf ein bisschen Neid - Fuer den Mann mit den Lachfalten, der gerade mit der Machete das Feuerholz hackt, waehrend seine Kinder nackt und vergnuegt ueber die regennassen Matschwege vor den selbstgebauten Holzhuetten rennen. 
Es is das entschleunigte Leben, das mit dem Sonnenaufgang beginnt und mit dem Schein der Kerze zu Ende geht, das nackte, echte Leben, so schwierig es wohl in Wahrheit manchmal ist, was mich in den Bann zieht. Es sieht alles harmonisch aus, er sieht zufrieden aus. Hier ist das Miteinander wichtig, ehrlich, offen und unabdinglich. Fuer Rassismus, Misstrauen, Missgunst, Gier und Eifersucht scheint einfach kein Platz in einem solchen Umfeld zu sein… 

Hier reden Menschen miteinander, jeder mit jedem, egal ob im Bus, zwischen Nachbarn, oder auf der Strasse. Das Leben findet sowieso mehr draussen statt. Jeder kennt sich im Dorf und scheint befreundet oder verwandt zu sein, man hilft sich vollkommen selbstverstaendlich weiter. - Wenn ich mich an unsere „entwickelte“ Gesellschaft erinnere, dann bin ich mir unsicher, ob die Anonymitaet, die oftmals vorherrscht, nicht eher ein Rueckschritt, als ein Fortschritt ist. So oft ich in Asien ein bisschen mehr Privatsphaere vermisst habe, so ist das Miteinander nach mitteleuropaeischem Lebensmodell, wie ich finde, ziemlich unterkuehlt.


Ich bin dankbar fuer den Lebensstandard, den es in Europa gibt, und froh, dort geboren zu sein. Ich bin dankbar, dass weder ich, noch meine Eltern Krieg erleben mussten. Ich bin froh, dass wir uns nicht um Essen und Trinken, Wohnung oder Kleidung Sorgen machen muessen. Ich bin dankbar, dass Kinder in die Schule gehen koennen.  – Und sind das nicht eigentlich auch jene Grundbeduerfnisse, die sich jeder wuenscht? Sind diese Grundbeduerfnisse nicht fuer jeden Menschen gleich?
Viele Leute scheinen das dieser Tage zu vergessen…

Luang Prabang
Seit nun schon vier Monaten reisen wir durch Suedostasien: von Norden nach Sueden und wieder nach Norden, hin und wieder ein bisschen weiter Richtung Westen, und beim Blick auf die Karte bekomme ich manchmal das Gefuehl, wir kaemen nicht so richtig vom Fleck. Aber es wird nicht langweilig und jedes Land ueberrascht auf seine eigene Art. Es ist interessant zu sehen, wie und worin sich die Menschen und die Kulturen unterscheiden, mehr ueber die Geschichte und die Hintergruende zu lernen und Verbindungen zu knuepfen. Ich habe mich stets willkommen gefuehlt und wurde immer herzlich aufgenommen. Selten wurde ich irgendwo so selbstverstaendlich integriert, wie in Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand oder Myanmar.

Und dennoch gibt es viele Kapitel in der Historie, die einem den Magen kruemmen: Die flaechendeckenden Bombardements von Laos zur Zeit des Vietnam-Kriegs durch die US-Armee und dessen Folgen (u.a. sind noch heute viele Teile des Landes voller Blindgaenger und Minen), der Genozid in Kambodscha unter dem Khmer Rouge Regime, etc. – Und obwohl die vielleicht dunkelsten Teile der Geschichte, Graeueltaten unglaublichen Ausmasses, eng verknuepft waren mit den westlichen Besatzungsmaechten, sind die Menschen dennoch voller Freundlichkeit gegenueber Falang (Lao, Thai fuer „Auslaender“) aus aller Welt.

Den westlichen Einfluss kann man deutlich spueren. Und damit meine ich nicht Nestlé, CocaCola, McDonald’s und KFC – die gibt es hier natuerlich leider mittlerweile auch ueberall (schrecklich!). Sondern ich meine Dinge, die bereits Teil der Kultur geworden sind. Besonders kulinarisch faellt das auf. Die Menschen erfreuen sich an Baguette-Sandwiches und gutem Kaffee, alles ein bisschen asiatisch aufgepeppt! („You want spicy?“) 
Wer ein bisschen franzoesische Kolonial-Architektur sehen moechte, der kann nach Luang Prabang reisen. Dieses kleine, am Mekong gelegene, gemuetliche Staedtchen im Norden von Laos hat niedliche Cafés, praechtige Tempel und liegt inmitten wunderschoener Natur. Rundherum gibt es malerische Wasserfaelle (Tuk-Tuk-Fahrer:„You go waterfall?“) und Hoehlen und am Abend verwandelt sich die Hauptstrasse in einen Night-Bazaar, auf dem Handgemachtes angepriesen und gefeilscht wird („You buy, I give you good price!“). Auf der Food Street kann man sich an einem Buffet den Teller fuer umgerechnet 1,- € voll laden und dazu fuer den gleichen Preis eine Flasche frisches Beerlao geniessen (das vielleicht beste Bier Asiens!). Jeden Morgen bei Sonnenaufgang sammeln die buddhistischen Moenche Almosen ein, die Locals stehen entlang der Strasse und verteilen Essen und Geld.

Schwimmen (ganz oben) in den Kuangsi Waterfalls, Luang Prabang

Mekong River - Ein treuer Begleiter!
Von Luang Prabang geht es per Anhalter weiter suedlich nach Vang Vieng und zurueck in Hauptstadt Vientiane. Dort gibt es uebrigens einen Triumph-Bogen, Lao Style. (Danke an Silas fuer diese entspannte Zeit!).

Trampen ist in SouthEastAsia (SEA) noch ein bisschen exotisch, besonders in Laos. In Cambodia geht es auch nur mit einem Magic Sign (Thanks to the South Africans!), in Vietnam ist es praktisch unmoeglich, denn es sind vor allem Motorraeder unterwegs und in Laos gibt es zwar hauptsaechlich Pick Up Trucks, aber die Laoten winken meistens nur laechelnd und Beistehende wundern sich (“You need taxi?”) darueber, dass wir die Pick Ups antrampen, die Busse jedoch nicht. Im Endeffekt klappt es doch und mit der Ueberschreitung der Grenze nach Thailand bin ich im Tramper-Paradies. So leicht wie hier, ist es wohl nirgendwo. Ich bin fuer eine Weile mit Giulia aus Italien unterwegs. Sie ist vor Laos noch nie getrampt. Sofort haelt ein LKW an. Der Fahrer kann zwar kein Wort Englisch, … spricht aber fliessend Italienisch! 



Bazaar in Luang Prabang
Vang Vieng, Laos


Monsunregen in Vang Vieng
Auf dem Weg zu Silas: Elmi, Giulia, Draupadi und Federico in Vientiane

Sonnenuntergang ueber dem Mekong in Vientiane

Selfie mit dem Thai-Italo Trucker, nach 10 Minuten in Thailand
Nachdem ich in SEA viele Vorurteile gegenueber Thailand entwickelt hatte und mich nicht so richtig darauf freute, verfliegen beim Trampen auf zahlreichen Pick-Up-Ladeflaechen alle Sorgen im Fluge. Sogar das Wetter wird besser. Nach Wochen und Monaten mit viel Regen und grauen Wolken, ist der Himmel blau und die Sonne prasselt auf mich ein. 
In Chiang Mai gibt es ein Wiedersehen mit Eero aus Finnland, den Emma und ich im November 2013 in Tehran trafen. Mit dem Motorrad geht es in die umliegenden Berge und weiter nach Pai, ein kleines Dorf, auf einem Plateau, zu dem eine kurvenreiche, enge Strasse hinauffuehrt. Dort gibt es heisse Quellen, schroffe Berge und unendlich viel Natur!
Ueber die antike Tempel-Stadt Ayutthaya geht es nach Bangkok. Dort couchsurfen Emma, Giulia und ich bei Um, seiner Mutter und seinen Hunden Antonio und Pablo. Emma kommt gerade von ihrem Vipassana Course. Das Haus ist voller Couchsurfer. Seit Mai ‚hosted‘ Um ununterbrochen. Die Khao San Road (Bangkoks beruehmteste Touri-Meile) wollen wir eigentlich meiden. Als wir vor Giulias Rueckflug gen Italien doch hingehen, laeuft Emma dem one-and-only Elad in die Arme!!! (Jubelschreie!) Und so wird es ein Ort des Wiedertreffens. Mein ehemaliger Kunming-Mitbewohner Joel ist auch in der Stadt. Und bevor es nach Myanmar geht, uebernachten wir noch ein paar Naechte bei den drei Fahrrad-Letten, die wir schon aus Vientiane kennen. Die Haelfte unseres Gepaecks koennen wir in BKK lassen.

In einem Tribal Village in der Naehe von Chiang Mai, Thailand

Peanut Butter Brot beim Trampen im geschlossenen Pick Up, Thailand
Wat Phra Si Sanphet in Ayutthaya, Thailand

Regenwolken ueber dem Wat Mahathat in Ayutthaya
Wir sehnen uns nach ein bisschen mehr Wildnis und Natur. Mit Zelt und Kocher brechen wir auf zu neuen Abenteuern... Myanmar ist eines meiner Wunschreiselaender gewesen, und verdient daher ein eigenes Kapitel!
Dass es spannend ist, kann ich schon verraten: So viele verrueckte Stories wie hier hab ich lange nicht mehr erlebt!

Abschliessend, weil ich viel an die Heimat denke, nochmal ein Denkanstoss: Die Frage, die man am haeufigsten gestellt bekommt ist die nach der Herkunft. Wenn ich ‚Germany‘ sage, erhalte ich jedes Mal positive Resonanz, bisher in jedem Land, durch das wir reisten, ohne Ausnahme. Die Leute sind beinahe euphorisch („Oh, Jamminy, verrry gooood!“) und stets sehr gluecklich, uns zu sehen. Was auch immer der Grund sein mag, so oft sind die Leute stolz, uns als ihre Gaeste begruessen zu duerfen, laden uns zum Essen ein oder wollen Bilder mit uns machen. Es kommt von Herzen und ist fast unendlich.
Ich habe auf diesem Kontinent so viel ueber Gastfreundschaft gelernt und habe daran gedacht, wie sich wohl jemand fuehlen mag, wenn er auf unserem Kontinent willkommen geheissen wird? Ich hoffe, es gibt genauso viele Menschen, die ihre Arme und Herzen ohne Angst und Vorurteile oeffnen und nicht daran denken, was fuer sie dabei heraus springt oder welchen Nachteil man davon tragen koennte. 
Jeder Mensch hat Staerken und Potential, jede Kultur birgt seltene Schaetze, jeder Glaube hat seine Weisheiten. Durch die Vielfalt und durch das Miteinander koennten wir so viel voneinander lernen und zusammen wachsen. - Und in Zukunft Kriege verhindern.  

Fangen wir doch vor unserer eigenen Haustuer an! 
"Refugees Welcome!" ist ein guter Anfang. – Denn kein Mensch ist illegal.

Mittwoch, 5. August 2015

Durch den Monsun...

…und am Mekong entlang. Worte und Bilder aus Cambodia und Laos. (von Emma)

Das Monsungrau des Himmels bildet einen schoenen Kontrast zur rotstaubigen Erde, auf unserem Schild steht “Kampong Cham“, die spaerlich befahrene Strasse fuehrt weit geradeaus. Ein knatternder Minivan haelt neben uns, drei Maenner steigen aus. Wir geben ihnen einen handgeschriebenen Brief zu Lesen, dessen Schnoerkel und Kringel wir selbst nicht entziffern koennen. Nach etwas Zoegern und akzeptierenden Kopfnicken, verstauen wir unsere zwei Rucksaecke und Elmis Chello im Wagen und steigen ein. Schlagloecher, Huckel, Staubstrasse, aermlich aussehende Huetten auf  Holzstelzen. Wir halten irgendwo auf einer recht verlassenen Waldstrasse vor einer Schranke, durch die Baeume schimmert bereits die abendliche Dunkelheit. Wir verstehen nicht, was vor sich geht. Schliesslich erreicht ein anderer Minivan die Schranke aus entgegenkommender Richtung. Und ploetzlich finden wir uns auf unseren Rucksaecke im hinteren Teil des Busses zusammengenknietscht wieder – es muss Platz geschafft werden fuer neue Mitreisende, insgesamt zaehle ich fast zwanzig Menschen. Eine Taschenlampe wird hin und her schwingend an der Decke befestigt, ein aelterer Herr neben uns holt eine Plastikflasche mit Reiswein und eine aufgeschnittene Flasche als Trinkbecher hervor. Die Szene erinnert mich merkwuerdig an eine Klassenfahrt: Der Becher wird herum gereicht (ich werde ausgelassen, wohl weil ich eine Frau bin), einer der Maenner verpasst keine Gelegenheit, um die anderen auf kindliche Weise zu aergern und zum Rangeln anzustacheln. Gelangweilt von den umsitzenden Mitreisenden, die alle versuchen, trotz des Platzmangels etwas Schlaf zu finden, entschliesst unser hellwacher Freund irgendwann, aus dem Rueckfenster hinaus aufs Dach des Busses zu klettern. Die anderen scheinen davon recht unbeeindruckt zu bleiben. Gegen Mitternacht haelt unser Massentransporter in einer Stadt und wir duerfen aussteigen, ohne zu wissen, wo wir eigentlich sind. Freundlich laechelnd werden wir verabschiedet, ohne dass wir nach Geld gefragt wurden. Erschoepft vom ersten Tramptag in Cambodia, schlagen wir unser Nachtlager auf einem leeren Wiesengrundstueck auf.
[…]
Ich fuehle mich wie zwischen zwei Welten. Armes Cambodia mit wohlhabender Fassade. Touristsein und Reisender. Schwere, emotional aufwuehlende Landesgeschichte und feiernde Westler in leuchtenden Bars. Fast fuenf Tage Dauerregen auf der paradiesisch schoenen Insel Koh Rong. Sonnige Ideen und monsunnasse Wirklichkeit. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich damit abgefunden habe, dass der Reisestil, wie wir ihn vorher hatten (Zelten, Kochen, Trampen…), hier in Suedostasien nicht so richtig umsetzbar scheint. Zumindest nicht in jener reisemuede gewordenen Stimmung, in der wir uns zwischen Touristen, westlichen Restaurants, Regenzeit, Kranksein und Stadtleben wiederfinden.
[…]
Versteckt hinter Wegbiegungen oder majestaetisch aufgebaut: Die Tempel von Angkor sind einfach beeindruckend. Ich bin fasziniert von all den Farben, die die Natur mit den Jahren auf den Stein gemalt hat. Moosiges Gruenbraun, dunkelfleckiges Witterungsgrau, rostiges Orange. Und dann diese Symbiose aus den von Menschenhand geschaffenen, halbzerfallenen Prunkbauten und jahrhunderte alten, knochigen Baeumen, die auf den Tempelmauern lehnen, als seien sie elegante Damen auf einer Sonnenbank. Nur die Stroeme von schnatternden Kameratouristen wirken merkwuerdig unpassend in jener friedvollen Stimmung zwischen den Ueberresten laengst vergangener Koenigsherrschaften und der Natur.
Der ganze Dschungel scheint ein einziges schwingendes, feuchtdampfendes Sirren, als wir zurueck in die Stadt radeln...


Verschmelzung von Stein und Holz. Angkor Tempel, Siem Reap, Cambodia

Arapiya! :) Make-Our-Day-Freunde, die Lieder, "Angkor"-Bier und happy moments mit uns teilten. Siem Reap

Elmi and "the magic sign". Siem Reap

„Welcome. Toilet , shower inside. Self check in. Feel free to take a look” steht in bunten Farben auf einem Holzschild geschrieben. Und so nehmen wir diese direkte Aufforderung an und checken ein. Acht Tage lang wohnen wir in einem einfachen Bungalow auf Don Det, einer der „4000 Islands“ im Mekong. Ab und zu kommt der Besitzer auf dem Motorrad vorbei, fragt ob alles okay sei und laesst uns bezahlen.
Das Konzept von Zeit scheint nicht vorhanden zu sein.“Eat when hungry, sleep when tired“. Anfangs macht mich diese unglaubliche Tiefenentspanntheit der Inselbewohner angesichts meiner eigenen Unruhe tatsaechlich etwas unsicher: Jeder Mensch, jeder Hund, jeder Schmetterling, jede seichte Welle des Mekongs - alles wirkt wie in Zeitlupe; wie in die verlangsamenden Huellen der ultimativen Gechilltheit gepackt. Und da es ohnehin immer wieder mehrere Stunden am Tag regnet und die hitzige Schwuele einen traege macht, faengt man an, schon Spaziergaenge ins „Zentrum“ von Don Det (da wo die Schlammstrassen „Sunset-“ und „Sunrise-Boulevard“ zusammenfuehren), als Aktivwerden zu betrachten.
Zurueck auf dem Festland laeuft alles wieder ein bisschen schneller, aber nach wie vor in „Lao-time“: Bloss keine Hektik. Nichts uebereilen. Und immer schoen laecheln.  – So machen das zumindest die Laoten. :)


Monsunwolken ueber dem Mekong. Don Det Island, Laos

Nachmittagsspaziergang, Don Det, Laos

Als Schwein verkoerperte Inselmentalitaet. :) Don Det

Vom Sueden aus hangeln wir uns immer weiter noerdlich am Mekong entlang bis in die laotische Haupstadt. Klitschnass erkunden wir die Kaffeeplantagen des Bolaven Plateaus mit dem Motorbike und versuchen (bis auf wenige Sekunden vergeblich), trotz dickem weissen Nebel einen Blick auf den 120 Meter tiefen Tad Fane Wasserfall zu erhaschen.
Savannakhet und Thakhek wirken, wie auch zuvor schon Pakse, recht ausgestorben. Huebsche Staedtchen mit schoenen, franzoesischen Kolonialzeithaeusern, aber irgendwie ist die Ruhe der Regensaison etwas bedrueckend, sodass wir froh sind, als wir in Vientiane ankommen. Zwar ist die Hauptstadt dieses Landes, das insgesamt so viele Einwohner hat, wie jeweils Kunming oder Hanoi, auch sehr ruhig und gediegen, doch da wir dort endlich mal wieder die Erfahrung eines vollen Couchsurferhauses machen koennen, ist uns das gerade recht. Wir wohnen fuer fast eine Woche bei Silas, Scott und Carsten im Haus und geniessen es ausfuehrlichst, zusammen mit den drei lettischen Radfahrern Laura, Ivars und Dainis, fuer alle zu kochen, Reiseanekdoten auszutauschen, Musik zu hoeren und Filme zu schauen.
Nach einem Abstecher nach Vang Vieng, wo wir trotz Regen, Nebelwolken und rutschigen Pfuetzenstrassen einen Tagesausflug in die beeindruckende Bergszenerie machen, komme ich (nun bereits zum dritten Mal auf dieser Reise) fuer ein paar Tage zurueck nach Vientiane. Mit dem Myanmar-Visum im Pass (der damit jetzt komplett voll ist!), mache ich mich schliesslich alleine Richtung Thailand auf…

"Be careful". Wasserfall auf dem Bolaven Plateau, Laos

Wachender Drachen und Kehrbesen der Moenche. Savannakhet, Laos

Laotisches Dorf aus dem Busfenster heraus. Viele Haeuser haben jene huebschen Treppenaufgaenge, Balkone, Vordaecher...In den regnerischeren Reisregionen sind die meisten ausserdem auf Stelzen gebaut, die das ganze Obergeschoss tragen. Irgendwo vor Thakhek, Laos

Busy business. Thakhek, Laos

Unsere deutsch-lettisch-amerikanische CouchsurfingFamilie in Vientiane. Laos

Matschstrassen und Nebel. Und eine sehr raue Kuhzunge an meinem Bein. :) Vang Vieng, Laos

Farbpaletten unbekannter Kuenstler. Bei Vang Vieng

Da die Regenzeit die Aussicht beschraenkt, schaut man oefter in sein Inneres...Oder so.

Beim Barbier. Vang Vieng, Laos

Fensterblick. Vang Vieng 
Sonne! Vang Vieng

[...]
Soweit erstmal ein lang ueberfaelliges Update der letzten Wochen.
Sonnige Gruesse aus Chiang Mai, Thailand! Davon gibt es aber spaeter mehr...
Alles Liebe allen Lesern,
Emma

Samstag, 13. Juni 2015

June 111th

Music?

So, there we go again, just with our backpacks - the house on our shoulders. Homeless. Travelers. Alone. With heavily pounding hearts and thirsty aching throats, sweat-covered skin and a light in our eyes, that could tell one or another story. They have seen real freedom...
It makes me happy to think, that it was my own decision to end up in this very situation. Right now. Right here. Sometimes I forget about this and I start complaining. When I'm annoyed, stressed, hot, hungry, tired, sad, unbalanced or simply dissatisfied. Then I try to look for someone or something else to blame... Writing these words, it sounds very immature. And it is, in a way. Still, I bet, everyone knows these feelings, and I'm happy for those who are less emotional about them and more rational and able to track down the root of their problems, which is - in most cases - only their own perspective on the issue.
And, I know about all this, seriously, which makes it even more dissatisfying when I step into that nasty obvious trap, that nobody else but myself put there... Realizing that it is on me, to be either happy or unhappy, no matter what, gives me even more freedom and energy. And there is yet another dimension: If we chose to be happy, we actually have an impact on our surroundings! - Same, if we're unhappy. Then it is more likely for something to fail, it feels like everything and everyone conspires against us and it all gets only worse. Our own negativity is reflected in our actions, through the people we interact with and spreads out and makes us (and not only us) more miserable. What goes around, comes around.
Translate this to what happens, if we're happy: Everything seems possible and stuff works out even better than we expected, and even if not, it doesn't really matter because we're at peace with ourselves and our light shines brighter than ever, which is impossible to hide from our fellows.

So, I decided: I want to be happy. :)

When I say, my eyes have seen real freedom, it's also because they've seen real repression. And likewise with happiness and sadness, love and hatred, wealth and poverty. I know, there is always more, but this counts for everything. At the same time, I know nothing. But I believe, what I've seen, broadened my horizon, led me to decisions and taught me ways to look at things differently.
Anyhow, it certainly brought me to this point, writing these lines. And I am sure, whatever I will see with my young eyes, will shape myself, like a wood-carver shapes his sculpture. A sculpture, that can always get more detailed features and distinct edges. It's a lifework never to be finished. Always another wrinkle, another lesson about life to be learned.

I've noticed, that I speak less and watch more. I've noticed that my hands look older and that I am calmer. I'm waving less between extremes. Or at least, there are larger distances in between them, now.

In the past year, which I spent almost entirely in the south of China, I've met some of the most incredible people in my life. I can call them teachers, soulmates or friends, brothers and sisters and there are people I can't find words for... To put all these characters in place, to describe the emotions I felt and feel about each one of them, is almost impossible, like counting goose bumps or sand on the beach or stars in the sky or drops of water in the sea.

I miss this new home. Not to mention the other home. I miss having a home, at least sometimes these days. Because sometimes all this freedom and the open road are too big and too much and I just want a little space for myself, a temple of tranquility and comfort, where nobody can enter, unless I let them. But day by day, I feel more comfortable traveling again.

It was a challenge putting all my life back into my backpack, choosing what is really necessary and what isn't. And leaving Kunming was even more difficult than leaving Germany, more than two years ago. Not because I got to love it more, simply because it was a place I chose for myself. A place, I explored, where I connected and where I belong. I still think sometimes, that it's funny to say that about China, really, but it could have been anywhere in the world. And it couldn't have. It needed to be a place as extraordinary as this: Huge and diverse, equally difficult and easy, so incredibly different but still so familiar. But, I left with a smile and a heart full of love and "the sea in my eyes".

Coming to Vietnam was overwhelming to me, at first. Being a stranger surrounded by enormous amounts of expats (and I must say, I probably haven't seen that many westerners in one place on this trip yet, not even in India), being sucked into the loud and dusty Hanoi-street life with all its motorbikes and its many lakes and its yelling street vendors and its Banh-My-Places and its Com-Binh-Dan-Food stalls. And the heat, above all, was tiring!

Being stuck in different realities, Emma and I took quite a while to feel natural and comfortable with each other again. We rented motorbikes, the night before we left the city, I taught her how to drive on Hanois rainy back roads, the next ten days we drove more than 1200 km through the breathtaking countryside of North Vietnam. We camped out again and cooked food on our camping cooker or on the beach above the fire.
Leaving Hanoi for good was quite a mission. It was Emmas home for a long while and so it was quite emotional for her, we were a bit devoid of ideas and had other stuff in our minds anyway, so we just jumped on a bus to make sure, we would leave and to make our way south, along the seaside. We arrived to Hue, moved on to Danang and later on to Hoi An, which is famous for their Old Town with traditional style houses, temples and pagodas, that survived the wars of the last century from ancient times, with an interesting mixture of Japanese, Chinese and Vietnamese architecture and flair.

With crossing the border to Cambodia, we left to a place that is new to both of us. It felt good right form the start. We ended up in a small town with friendly people, a lot of good smelling nature and to our surprise a beautiful small cottage to ourselves, with sunset view and nothing but silence.

And now we're here, starting this trip again. Just with a backpack. And a lot to think about. I try to remember: We create our own reality.  Live and let live. To give out of love and not to expect anything in return...
In the end, it's not only a journey. It is our life. Where it goes, nobody knows...

 
Spirit Tribe Festival - Near Kunming (Thanks for the picture, Jane!)

Village in North Vietnam

Ducks and Beautiful Green

Fabulous Campsite on the Motorbike Trip

Near the Chinese Border

On a small cute ferry back from Cat Ba Island

Everyone is playing... - in Hanoi

Banana Queen

So much Ginger!

How about yellow? - Hoi An 
How about black? - Hoi An

Dude-Grandma - Hoi An

Welcome to Cambodia - Banlung

Samstag, 25. April 2015

Von den kleinen Momenten

Ohne einen festen Ausgangspunkt oder Grund, wirkt und sprudelt das Leben in mir, sodass ich bezweifle, in der Lage sein zu können, passende Worte dafür zu finden. Ich habe hier in dieser Stadt, die ich nun schon seit fast vier Monaten mein Zuhause nenne (oh, geliebtes Hanoi!), viel Zeit und Raum für mich selbst gehabt, worüber ich äußerst dankbar und froh bin, da es mir die Möglichkeit gab, zu lernen, in mich hineinzuhorchen und meinen eigenen Blick auf mein Leben zu schärfen und neue Perspektiven zu sehen. Es ist schwer, all dies in Satzhülsen zu packen, aber ein paar Gedanken möchte ich versuchen, hier zu teilen.

Es ist so wohltuend, mal kein Tourist und nur Schnellvorbeiziehender zu sein. Ich habe mich sehr mit dem Gefühl angefreundet, einen Ort zu haben, zu dem ich am Abend zurückkehre, meinen Mitbewohnern 'Salut' sage und mich in meinem eigenen Zimmer ausbreiten kann, ohne mich mit der Frage beschäftigen zu müssen, wie ich all meinen Kram am nächsten Tag wieder in den Rucksack packen soll. 
Ich liebe es nach wie vor, mit dem Fahrrad durch die Stadt zu düsen; getragen vom Fließen der Masse, das kaum Regeln kennt und mich doch so entspannt, da jeder machen kann, was er will und es doch oder gerade deshalb so wunderbar funktioniert. Ich achte kaum noch auf Straßennamen, sondern eher auf die Liedchen, die ich vor mich hinträller und die amüsierten Gesichter der vorbeiziehenden Motorbikefahrer...

Eine Sache, die ich hier definitiv gelernt habe, ist, die kleinen Alltagsmomente zu wertschätzen und zu genießen: Kaffee und Buch und Musik in der Sonne; Spaziergänge bei guten Gesprächen am See; Stretchingstunden auf der Dachterrasse; ein fröhliches "Hello teacher Emma!" von meinen Kids, wenn ich in die Schule zum Unterricht komme; Cơm Bình Dân zum Abendessen (sehr billig und lecker: eine Art Buffet-Restaurant, wo man einen Teller mit Reis bekommt und sich dann beliebig viel Gemüse, Tofu, Ei, Nüsse, Fleisch und Fisch aussuchen kann - sehr praktisch für mich als Vegetarier...); "free beer" -Abende in Bar Betta :) ; energiespendende Momente im Grünen bei den Bananenplantagen; das schnalzende Klackern der Geckos, die so gern Versteck spielen...

Ich denke, all dies tut mir so gut, da es in einem Umfeld geschieht, das mir inzwischen schon vertraut ist. Klar, weiß ich als Reisemensch auch, wie spannend das ständig Neue sein kann und freue mich darauf, es bald wieder erleben zu können. Aber im Moment bietet diese lokale und zwischenmenschliche Vertrautheit, die ich hier in Hanoi verspüre, eine innere Ruhe spendende Umgebung.
Ich ahne bereits, wie jene Gewöhnung und Sesshaftigkeit meinen Abschied von diesem Ort und den Menschen, in denen ich gute Freunde gefunden habe, erschweren werden. Vielmehr bin ich aber dankbar für alles, was ich jetzt erlebe:

Jene seltenen Augenblicke, in denen ich über meinem Buch aufhorche, da ich plötzlich kein hupendes Motorrad, keinen krähenden Hahn, keine immer gleichtaktige, vietnamesische, viel zu laute Popmusik und keine schreienden Kinder.., sondern nur das fröhliche Zwitschern der Vögel und das sanfte Rauschen der Palmenblätter höre.
Oder die Tatsache, dass der freundlich, vorahnend strahlende Ladenbesitzer von gegenüber genau weiß, dass ich wieder nur eine Tüte Popcorn kaufen will, sobald ich vor seiner Theke stehe.
Oder jene Stunden, in denen mein Interesse geschärft und wach ist, ich mich von einem Artikel zum nächsten lese oder mit Freunden lange philosophische Gespräche über das Leben und die Welt führe.
Oder das Feixen und Lachen der Gruppe von Männern, die meinem Kumpel Alex und mir dabei zuschauten, wie wir uns durch die wilden Klamottenhaufen des winzigen Flohmarkts wühlten und immer wieder neue Schmuckstücke anprobierten.
...Diese Momente können so schön, wertvoll und voller Leben sein, wenn man sie bewusst erlebt und ihnen Schönheit, Wert und Leben zugesteht.

Worte können so oft nur so wenig davon nach außen widergeben, was innen ist. Soviel ist zu sagen: Ich bin sehr sehr froh, hier zu sein. Und es geht mir gut. :)

Schmetterlingsgedanken aus Hanoi,
Emma
(mit Ott - Rogue Bagel im Ohr)


Orangenbäume, Kleinkinder, Pappkartons, Wasserkanister, Goldfische, Familien, Schränke, Leitern, Hunde, Hühner...wo ein Motorbike und ein vietnamesische Mentalität zusammen kommen, ist immer ein Weg...:)

Tet-Bäumchen

Und überall Orangenbäume. (Vor dem Tet-Neujahrsfest war Hanois Stadtverkehr mindestens eine Woche lang ein Meer von im Fahrtwind wippenden Bäumchen...)


Das Motorrad in Hanoi: Personentransportmittel, Lastenschlepper, Schlafplatz, Freund.
Getrockneter Fisch und Minizwiebeln.


Traditionelle Live-Musik am Temple of Literature.


Chinesisches Schach. Und allgegenwärtige blaue Plastikstühlchen. Und blassgelbe Gummischlappen (siehe rechts unten).

Herrlich bunter Markt im Französischen Viertel.


Sommergefühl auf der Dachterrasse.

Nur fünf Minuten Fahrradweg von meinem Haus entfernt, entdeckte ich ein wundervolles grünes Fleckchen an den Banananplantagen, an dem das hektische Gewusel der Stadt plötzlich weit weg und das Dorfleben ganz nah zu sein scheint.


Auf dem Nachhauseweg nach einem tanzintensiven Festivalwochenende im Dschungel.