Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Samstag, 29. Juni 2013

Der alte Mann und das Meer

It's been a while since our last post here, but we've been enjoying the time so much that there was no time to write the blog. I just want to say 'Thank you' to everyone we met on that travel so far. There is so much to say about all of you guys and we will keep you posted in English every now and then aswell.

Also, an alle die nur Englisch verstehen war das ein kurzer Gruss. Wir werden ab und zu einen Englischen Post einfuegen,  um einfach diesen Menschen Danke zu sagen, unsere Erfahrungen mit allen englischsprachigen Leuten zu teilen und auch weil es sicherlich oefter vorkommen wird, dass wir Situationen in Englisch erleben und sie so am Besten widergegeben werden koennen.

Also: Zu Evpatoria fiel mir eine Band ein. The Evpatorian Report. Postrock. Wer das mag, kann ja gerne mal reinhoeren: Taijin Kyofusho - The Evpatorian Report

Nach unserer Zeit in Kiew wollten wir auf der Autobahn Richtung Sueden trampen. Im Hostel sagte Nika, die dort arbeitete, auf meine Frage, ob man in der Ukraine fuer das 'Mitgenommen werden' bezahlen muesste: "Nein, warum sollte das hier anders sein als im Rest der Welt?" - Das fand ich schon toll, zumal man im Internet hin und wieder Gegenteiliges liest.
Unserer Gewohnheit widersprechend auf mehreren hundert Kilometern mit ein und derselben Person unterwegs sein, waren wir hier mehrmals oft stundenlang mit den gleichen Leuten auf Tour. 
Wir wollten nicht gleich nach Odessa fahren, sondern aufgrund einiger Hinweise von anderen Reisenden die Halbinsel Krim besuchen. Nach zwei Tagen und Naechten 'in the middle of nowhere' kamen wir, weil es sich anbot nach Evpatoria. Die Stadt praesentierte sich uns als sehr touristisch und so waren wir ein wenig ratlos, wo wir die Nacht verbringen sollten. Es dunkelte bereits und wir hatten uns schon vorbereitet mit ein paar Bier die Nacht auf einer Parkbank zu durchleben. Da tauchte ein alter Mann auf und winkte uns zu sich herueber. Victor, ein alleinstehender Renter, wie sich herausstellte, lud uns zu sich nach Hause ein, er haette ein leerstehendes Apartment und wir koennten, so lange wir wollten umsonst dort uebernachten. Natuerlich waren wir sehr skeptisch und fragten uns 'WARUM? 
Wir gingen jedoch mit ihm und es stellte sich heraus, der alte Mann besass fast nichts. Er lebte in zwei Zimmern ohne Moebel, hatte im Flur eine Herdplatte und ein Bad mit Toilette und einer Dusche und er sass, wenn er ass, auf einem von Klebeband und Seilen zusammengehaltenen Plastikstuhl. Er fuehle sich sehr allein und wolle ein bisschen Gesellschaft, uebersetzte Emma mir, denn Victor konnte ausser ein paar deutschen Zahlen nur Russisch. 
Die leerstehende Wohnung existierte wirklich, es war ein Raum mit Fenster, abgetrennt davon ein Kloloch kombiniert mit Dusche und ein Waschbecken. Er gab uns Schluessel und meinte, eine Nacht waere viel zu kurz. Also blieben wir. Wir schauten uns mit ihm am naechsten Tag die Gedenkstaette von Krasnaya Gorka an und legten Blumen am Denkmal nieder. Der Strand war voller Menschen, die Stadt an sich in einem Tag erkundet. Aber nach zwei Naechten und drei Tagen, verliessen wir Victor wieder und liefen aus der Stadt heraus Richtung Сымферополъ, Simferopol. (Ich kann langsam aber sicher kyrillisch lesen!)
Dabei entdeckten wir den schoenen Teil der Stadt: Kilometerlanger Sandstrand und nur wenige Menschen, Autos am Strand und Zelte daneben. Also entschieden wir uns, noch eine Nacht dort zu bleiben und es war sowieso schon frueher Abend. Wir campten am Meer, kochten, assen, machten ein kleines Feuerchen und genossen den Abend.
Der blaue Himmel ist, wie die schon am Morgen unglaubliche Hitze, hier auf der Halbinsel Krim das Standardprogramm. :)
Deshalb waren wir recht zeitig auf den Beinen und fuhren weiter nach Jalta, denn im suedlichen Teil der Halbinsel sollten die Berge sein. Da wir bisher nur flaches Land bereist hatten, reizte uns der Gedanke daran sehr.
Wir erlebten Fahrer, die uns nur gegen Geld mitnehmen wollten, was wir jedoch ablehnten. Aber da hier viele Menschen das Arm-heraus-halten als Alternative zum oeffentlichen Verkehr nutzen und auch dafuer bezahlen, war uns bewusst, dass so etwas passieren kann. Als Reisender, klar erkennbar an Rucksack und Unkenntnis der Landessprache, ist das Trampen aber im Normalfall immer noch kostenlos.
Jalta und seine Umgebung faszinierte uns sofort und wir kamen im Sobaka Hostel unter. Das Hostel war ein paar hundert Meter weiter oben am Berg und die Athmosphaere sehr gemuetlich.
Hier war deutlich mehr los als in den Hostels, in denen wir bisher uebernachtet hatten und viele, die hier waren, tauschten sich mit uns aus. Es waren sehr interessante, motivierende und wohltuende Menschen dabei und wir lernten wieder viel dazu. Die wohl schoenste Begegnung hatten wir mit einer sechskoepfigen hollaendisch-australischen Familie, die Australien nach 10 Jahren verlassen hatten und mit Auto und Anhaenger und ihren vier Kindern ueber Land nach Holland reisten, um dort zu leben. Die Eltern, Otto und Immelie, urspruenglich Hollaender sprachen mit den Kindern Englisch und Hollaendisch im Mischmasch, die Kinder allesamt total toll und verrueckt, hatten einen liebevollen Ozzy-Slang, wenn sie Englisch sprachen. Es war eine sehr wertvolle Zeit mit ihnen, wir bekamen viele tolle Geschichten erzaehlt, Bilder gezeigt und mit hilfreichen Informationen und Adressen versorgt. An unserem ersten Jalta-Tag machten wir gemeinsam einen Ausflug zum Lividia-Palast, dem Ort, an dem im Januar/Februar 1945 die Konferenz von Jalta stadtfand, und die Kids wussten schnell was Stalin, Teddy Roosevelt und der Zigarre rauchende Churchill dort gemacht haben. 
Emma und ich genossen die angenehme Aura dieser Familie und sassen jeden Abend noch sehr lange mit den Eltern am Tisch vor dem Hostel.
Aber auch die Begegnung mit einem kroatischen Paar, einem polnisch-italienischen Paar mit unglaublich grossem Sprachtalent und vielen internationalen Alleinreisenden war sehr wohltuend und hilfreich. 
Und so fuehle ich mich persoenlich gerade unglaublich bestaetigt darin, was wir tun, wie wir es tun und dass es die richtige Zeit ist, um zu reisen.
Unmoeglich Geglaubtes scheint greifbar und machbar, der Glaube und das Vertrauen in die Menschen wird unheimlich bestaerkt, viel Angst und Unsicherheit faellt von mir ab und ich fuehle mich immer mehr zuerst als Weltbuerger.
Ein weiterer Ausflug in den Uch-Kosh Canyon mit Simon, dem Hostelbetreiber, bei dem wir viel kraxelten und kletterten und uns im eiskalten, kristallklaren Flusswasser erfrischten, war auch sehr schoen. 
Und heute nun, beim "Swallows Nest", einer kleinen Burg hier in der Naehe, nahmen wir Abschied von den 'fahrenden Hollaendern' und trampten zurueck in die Stadt.

Die schoensten Erfahrungen sind wirklich diejenigen, die ungeplant sind. Deswegen habe ich auch keine Zweifel mehr, dass diese Reise gelingen wird. Die Momente und deren Schoenheit sind das Wichtigste, sie zu sammeln ist unsere Aufgabe, ist der Sinn des Reisens. 
Denn genau dann lernen wir, genau das praegt uns und all das werden nach unserer Rueckkehr Erfahrungen sein, auf die wir zurueckgreifen koennen.
Es ist oft wie ein unsichtbares Band was uns mit anderen Reisenden verbindet, sehr oft fuehlt man sich verstanden, motiviert und inspiriert. Und das gibt viel Kraft.

Ich weiss, dass immer etwas passieren koennte. Aber ich spuere auch ganz deutlich, wie behuetet wir sind, das alles, was geschieht, einen Sinn hat. Diese Erkenntnisse befreien mich, nehmen Lasten von mir, machen mich froh und leicht im Herzen. Und es ist das groesste Geschenk, dass ich all das mit dem Menschen teilen und gemeinsam erleben kann, den ich liebe.


Danke fuer jeden Einzelnen von euch und all eure lieben Worte und Zuwendungen!

Hier noch ein paar Bilder von der Halbinsel Krim:

Euer Elmi

Strasse auf die Halbinsel Krim

Wasyl aus L'viv der uns toll unterhielt und mit nach Evpatoria nahm

Einer von vielen Tagesmaerkten, die von Gewuerzen ueber Trockenfrueckte, Gemuese, Obst, Eier, Fisch und Fleisch und Teig- und Mehlwaren alles verkaufen

Viele heimatlose Hunde und Katzen hat das Land. Hier bei Victor in Evpatoria

Ausflug zum Uch-Kosh Canyon

Freitag, 21. Juni 2013

Nachtgeschwafel

Noch immer zerstochen von den Muecken der Masuren sitze ich in unserem Hostel in der ukrainischen Hauptstadt Kiev und kaempfe mit der Muedigkeit, die uns seit der letzten Nacht begleitet.

Ich beginne mal ein paar Tage (es fuehlt sich wie Wochen an...) vor letzter Nacht:
Unser kurzer Zwischenstopp in der polnischen Seenregion Mazury war sehr schoen, wir fanden verlassene, romantische Plaetzchen in der Naehe einiger Seen und genossen das warme Sommerwetter. In Mikolajki kochten wir uns Reis auf unserem Hobo-Ofen und da es dazu mangels zusaetzlicher Ingredenzien nur noch Tomatenmark und Gewuerze gab, schmeckte es ein wenig wie Gefaengnisessen, aber es fuellte unsere Maegen und liess uns ruhig einschlafen.
Hier ein paar Eindruecke von unterwegs:

Auf dem Weg nach Poznan, Gdansk und Mazury
Wandmalerei in Gdansk
Das Mottlau-Ufer in Danzig

Unser bisher gefaehrlichstes Erlebnis war eine Mitfahrgelegenheit in den Masuren. Denn wie sich herausstellte war nicht nur der Beifahrer sturzbetrunken, sondern auch der Fahrer selbst. Nach kurzer Ueberlegung, ob ich den Herrschaften meine Fahrtuechtigkeit anpreisen sollte oder ob wir sie zum Anhalten bewegen sollten, entschieden wir uns fuer letzteres, denn oft beruehrten die Reifen bei der fuenfminuetigen Fahrt gefaehrlich den Bordstein und der Fahrer waehlte eine auffaellig mittige Fahrspur... - Wir entkamen erregten Gemuets diesem unangenehmen Szenario, trafen aber an diesem Tag noch andere nennenswerte Fahrer.
Da wir an besagtem Tage erst gegen 17 Uhr starteten, rechneten wir nicht mehr damit, weit zu kommen. Als ein Auto hielt, und ein junger, adretter Pole uns die Mitfahrt nach Warszawa, der Hauptstadt, anbot, sagten wir zu. Das Auto, ein aufgemotzter Subaru, erwies sich als PS-Monster und konnte aufs Mal mit solchem Power beschleunigen, dass wir in den Sitz gedrueckt wurden und die zahlreichen PKW und LKW nur an uns vorbeiflogen. Aber er war in seinem Element, die Strasse wurde zur Rennstrecke und wir fuehlten uns nicht unsicher in seinem Rennwagen.
Er bestaetigte uns, dass der Sinn einiger polnischer Urlauber leider darin liege, zur Mittagsstunde schon sternhagelvoll durch die Stadt zu torkeln und sich am naechsten Tag ueber den Kater zu freuen.

Das sonst sehr monoton wirkende Polen wurde mit zunehmender Naehe zu Lublin interessanter und lebendiger. Huegel durchzogen hier das Land und die untergehende Sonne huellte alles in warme, herzliche Toene. Waehrenddessen sassen wir gerade in deinem Krankenwagen und obwohl der Fahrer kein Wort einer Sprache sprach, die ich verstand, gelang uns eine vernuenftige Konversation. Er versuchte sogar ueber Funk uns eine anschliessende Mitfahrgelegenheit zu organisieren, in dem er fragte "Gibt es ein Auto nach Hrebenne?". So offenbarte sich die oft kritisierte osteuropaeische Kaelte doch als nur aeusserlich. Im Herzen waren sehr viele Menschen schwer in Ordnung und nicht selten sogar sehr zuvorkommend. Und Trampen in Polen klappt im Allgemeinen sehr gut!

Beim Route planen in Polen
Unser Zelt konnte sich unterwegs auch schon als recht nuetzlich erweisen, denn wir blieben bisher an jedem Tag und in jeder Nacht trocken! Auch wenn es in diesem woertlich genommenen "Compact 2" Zelt sehr eng ist, und die Rucksaecke und zwei Verliebte gerade so rein passen, ueberstanden wir samt unserem Equipment mehrere kurze und lange Regenschauer ohne Naesse.
Unser Eigenheim in einem polnischen Wald nahe der ukrainischen Grenze
Unsere erste "echte" Grenze, an der wir unseren Reisepass nutzen mussten, ueberfuhren wir mit einem litauischen Urlauber, Mirek, der sehr aufgeregt war, als wir bei schwueler Hitze in der Warteschlange zwischen ukrainischen und polnischen Autos standen. Am Anfang unserer Konversation beteuerte er noch: "I don't speak English!" - Dafuer beherrschte er aber ein grosses Vokabular und erklaerte uns sogar einige Sachen ueber die Ukraine.
In L'viv, einer gemuetlichen Kleinstadt, die in ihren Vorstaedten selbes nicht vermuten liess, angekommen, checkten wir in einem Hostel ein und trafen sogleich auf einen "I-am-American-American". Diesen Begriff hab ich mir daraufhin ausgedacht: Ein I-am-American-American ist jemand, der denkt, nur weil er Amerikaner ist, laufen einem die Frauen hinterher, laden einen auf Drinks ein und empfinden seine Gegenwart als unheimliche Bereicherung. Er liebte das Trampen so wie das Reden und redete zuviel, sodass seine Liebe zum Trampen unglaubwuerdig erschien. Seine Abwesenheit machte er bemerkbar, als er zurueck kam und die Rezeptionistin fragte: "Did you miss me?" - Nicht, dass ich laestern moechte, oder etwas verallgemeinern... Aber diese Art und Umgangsweise habe ich schon manchmal bei amerikanischen Reisenden kennengelernt und fand es an der Zeit, eine Kategorie einzurichten, in der diese Bekanntschaften konkurrieren koennen.

Im "Casanova" goennten wir uns waehrrend eines Gewittergusses ein typisch ukrainisches Abendessen mit Wareniki und verliessen nach 1 1/2 Tagen Lemberg in Richtung Kiew. Die Hauptstadt erreichten wir mittels eines alten Nachtzuges, in dem in ca. 20 Wagen mit 20 Abteilen zu je 4 Betten rund 800 Passagiere Platz fanden.

Nach unserer Ankunft mit dem Nachtzug von L'viv nach Kiev


Was mich immer noch etwas beschraenkt ist meine Unkenntnis auf sprachlicher Ebene. Ich kann nicht einmal etwas lesen! Und da bin ich doch mehr als froh, Emma neben mir zu wissen, die, obwohl sie oft ihr Licht unter den Scheffel stellt, doch ganz ordentlich Russisch spricht und uns oft wichtige Informationen beschafft!

Es macht nach wie vor Spass zu Reisen, besonders in so einer unbekannten Umgebung wie hier. Dieses Land birgt noch eine Menge Schaetze in sich und ich bin gespannt darauf, wie viele wir noch entdecken werden. Als naechstes geht es erst einmal weg aus der Hauptstadt, vielleicht Richtung Osten, vielleicht aber auch in den Sueden nach Odessa. Da sind wir noch offen. Wie das Auto-Stopping hier funktioniert, muessen wir erst ausprobieren.

In diesem Sinne beende ich meinen Schreibfluss mit ein paar letzten optischen Eindruecken aus der Ukraine mit Lieben Gruessen! Ich hoffe, es geht euch gut und wir freuen uns natuerlich weiterhin ueber Reaktionen eurerseits! Vielen Dank fuer die Unterstuetzung - UND: Wer Post haben will, sollte bitte seine Adresse an zweiaufweltwegen@gmail.com senden! Alles Gute, euer Elmi



Modern Art in Kiev

St. Andrews Church in Kiev

Mittwoch, 19. Juni 2013

Hitze, Holpersteine und кoмишe Buchstaben...

Wir sitzten in einem unglaublich heissen und stickigen Internetcafé im Stadtzentrum von L'viv oder Львів, wie es hier offiziell geschrieben wird und es ist schon ein seltsames, aber doch schoenes Gefuehl, hier in der Ukraine zu sein. Besonders viel haben wir leider noch nicht von Land sehen koennen, da wir gestern mit unserem litauischen Anhalter Mirek eigentlich nur ueber die polnisch-ukrainische Grenze und dann direkt in die Stadt gefahren sind. Aber unterwegs konnte man doch erahnen, dass die Menschen hier zum Teil doch in viel bescheideneren Verhaeltnissen leben, als wir es von Deutschland gewohnt sind. Es fuehlt sich zunaechst vielleicht etwas befremdlich an, wenn man sieht, wie alte Muetterchen in der prallen Nachmittagshitze sitzen und am Strassenrand Erdbeeren verkaufen, oder wie heruntergekommen die Haeuser und Pflastersteinstrassen teilweise sind. Aber irgendwie beruhigt und entschleunigt es uns auch auf gewisse Weise: Man lebt so viel viel langsamer, vielleicht bewusster, als sonst, weil es oft gar nicht anders geht...Bereits in Polen haben wir gemerkt, dass die Menschen nicht so sehr vom Trubel und der Hektik geleitet werden und nicht alles immer super neu und glaenzend sein muss. Wenn man so mit seinem Rucksack durch die kleinen staubigen Strassen einer verschlafenen Stadt schlendert, in der es nur einen kleinen Lebensmittelladen gibt, fuehlt sich das doch irgendwie sehr geerdet an...

Heute abend nehmen wir den Nachtzug nach Kiew -  gefuellte Schlafwagen und etwa zehn Stunden Fahrt...ich glaube, es wird echt spannend, diese Art des Reisens in der Ukraine kennen zu lernen. Das Ticketkaufen nahm ja bereits fast eine Stunde in Anspruch, besonders weil alles nur in kyrillischer Schrift geschrieben war und wir so eine Weile brauchten, um uns zu orientieren. Ich bin noch nicht so daran gewoehnt, wieder russische Woerter in meinem Kopf zurechtzulegen, aber das wird mit der Zeit bestimmt besser. Die naechsten Wochen und Monaten werden ohnehin des Oefteren ein ziemliches Sprachwirrwarr mit sich bringen.

Ansonsten stellt sich mehr und mehr eine gewisse Routine bei uns ein: wir brauchen nicht mehr so lange, um etwas in unseren Rucksaecken zu finden; wissen, wo wir nach geschuetzten Plaetzen schauen muessen, an denen wir unser kleines Zelt aufschlagen; lernen, mehr auf Leute zuzugehen, wenn wir Hilfe brauchen und vertrauen wieder mehr unseren Instinkten, wenn es darum geht, bei wem wir ins Auto steigen und bei wem nicht...
Aber dennoch braucht man wohl noch doch eine ganze Weile, um bei einer solchen langen Reise wirklich mit vollem Kopf und Herzen dabei zu sein. Oft sehne ich mich nach der Vertrautheit der Heimat, besonders die ersten Tage fiel es mir schwer, wirklich "weg" zu sein. Ich denke, es gehoert zum Lerneffekt dieser Reise dazu, loszulassen; sich immer wieder auf neue Umgebungen einzustellen und doch die Lieben daheim im Herzen mitzunehmen....

Mit sonnigen Gruessen aus dem sommerheissen Львів,
emma.

Freitag, 14. Juni 2013

"Den wichtigsten Schritt habt ihr gemacht..."

Das hat Matt gesagt, ein weltgereister Amerikaner, der uns in Baruth aufsammelte.

Es war eine dieser Begegnungen, die einem das Reisen schmackhaft machen, die das bestaetigen, was man fuehlt, die einem den noetigen Rueckenwind gibt auf einer Reise in die Welt!

Schon oft haben wir auf unseren Touren erlebt, dass man sich, sobald man unterwegs ist, mit einer gewissen Ausstrahlung kleidet und damit, ganz bewusst oder unbewusst, eine ganz bestimmte Art von Menschen anzieht! Und diese Menschen sind dann ganz oft genau die Richtigen!

Unser in Deutschland sesshaft gewordener (Ich weiss nicht, ob man je sesshaft werden kann, wenn man 8 Jahre aus dem Rucksack gelebt hat) Weltenbummler Matthew Schoenfelder meinte dazu in etwa soetwas: "Sobald man los geht, ist man wie von einer Magie umgeben!"

Und schon in den ersten Tagen unserer Weltreise haben wir wirklich tolle, hilfsbereite Menschen beim Trampen kennengelernt, schoene Landstriche gesehen und haben dazu noch recht fuerstliches Wetter!
Momentan befinden wir uns an der polnischen Ostseekueste in Gdansk (Danzig). Wir kamen hier mehr oder weniger spontan her und wollen uns morgen die Stadt ansehen, bevor es weiter in die Masuren geht.

Es ist wirklich toll, nach langer intensiver Planung endlich zu spueren, wie wir uns jeden Tag ein Stueck weiter bewegen koennen und Zeit relativ wird und das Wichtigste nicht mehr die Uhr und das Handy, sondern die Sonne und die Gesellschaft mit anderen Menschen. Und die ist in Polen herzlicher, als ich gedacht habe, muss ich beschaemt feststellen. Wir wurden mit vielen lieben Blicken gewuerdigt und oft schnell mitgenommen. Da haben wir in anderen Laendern schon weitaus Schlimmeres erlebt!
Und es tut so gut, der Natur zuzuhoeren. Mein Telefon hab ich am ersten Tag der Reise abgeschaltet. Ich schaue nur jeden Tag mal kurz drauf, ob sich etwas tut!

Das Wichtigste ist, loszureisen. Wenn dieser Schritt einmal geschafft ist, dann schafft man den Rest auch!
Natuerlich haben wir gemerkt, dass die Rucksaecke zu schwer sind. Jetzt ueberlegen wir noch, was darin zu viel ist. Sicherlich bleibt da noch etwas zurueck, bevor wir irgendwelche weiten Wanderungen machen werden!

Wir freuen uns ueber all eure lieben Zeichen und Worte zum Abschied! Es ist sehr schoen gewesen am letzten Wochenende in der Heimat!

Wer mehr ueber Matt wissen will, der kann hier nachschauen: http://www.livingearthimpressions.com/

Ausserdem ist heute (Donnerstag, 13. Juni) in der Saechsischen Zeitung ein Artikel zu unserer Weltreise gewesen. Hier ein Scan: Ueber uns.

Weiterhin findet natuerlich die Auktion von Carlo statt. Diese geht noch bis Sonntag. Und ich hoffe, Carlo erzielt einen phaenomenalen Preis - so wie er es verdient hat. Und, was noch viel wichtiger ist, einen wuerdigen Nachfolger! Schaut mal rein: Ebay - Carlo Fiesta Cazador!

Alles Liebe von mir, bald folgt auch ein Post von Emma!

Euer Anselm

Sonntag, 9. Juni 2013

Vom Loslassen und Abschiednehmen!

Heute weint nicht nur der Himmel...

Wer möchte kann während des Lesens folgendes Lied anmachen: Brian Crain - Wind

Gestern war ein sehr schöner Abend und es war wichtig und toll, vielen lieben Menschen "Bis bald" zu sagen!
Und nun...ist es bereits der letzte Abend vor unserer Abreise. Und bei mir herrschen gemischte Gefühle vor. Einerseits die Freude auf alles, was kommen wird. Andererseits verkrampft sich mein Magen, meine Hände zittern und meine Schläfen schmerzen - weil ich weiß: Morgen werden wir los ziehen!
Die Reise ist an sich bestens geplant und vorbereitet. Nun heißt es, loszulassen und lieben Freunden, Freundinnen, Schwestern, Brüdern, Mamas und Papas ein letztes Mal für sehr lange Zeit in die Augen zu schauen und ihnen für alles zu danken und mit besten Wünschen zu verbleiben, bis wieder etwas voneinander hören und sehen. 
Und - für manch einen klingt es wahrscheinlich spät - jetzt erst erreicht mich der Abschiedsschmerz.. denn Abschiede sind nicht meine Stärke. Und so zögere ich sie immer sehr lange hinaus!
Liebe Menschen da draußen - überall wo ihr seid: Ich werde euch vermissen!

Und nochjemanden werde ich vermissen: Mein Auto. Unser Auto. Na klar, es ist kein Mensch. Aber ich verbinde viel mit ihm. Heute begann die Auktion auf ebay für Carlo. Ihr könnt die Versteigerung hier mitverfolgen und wir hoffen, dass unser Auto in gute Hände übergeht:
 

Ebay - Carlo Fiesta Cazador

Seid behütet auf all euren Wegen und schreibt uns hin und wieder mal eine Email, wie es euch geht!

Wer möchte, kann uns auch seine Adresse schreiben, dann können wir ein paar Postkarten und Fotos von unterwegs verschicken! Das wäre etwas ganz individuelles für jeden von euch! :)

Danke an all die Liebe, die uns und mir zuteil gekommen ist!

Möge uns allen der Wind aus Brian Crains Lied im Rücken liegen, wenn wir der Sonne entgegenspazieren!

Ich wünsche euch eine friedvolle und fröhliche Zeit, bis wir uns wiedersehen!

Euer Anselm

Montag, 3. Juni 2013

Der vorletzte Dank

Liebe Leute,

der andauernde Regen geht mir auf den Keks! Ich erhoffe und wünsche mir Sonne für den Tag unserer Abreise... - und alle folgenden Tage! ;)

Es gilt wieder vielen lieben Menschen zu danken! Als erstes Johannes Hufnagl für sein Sponsoring mit seinem CO² neutralen Holzkocher HUFIX, der uns die nächsten Wochen, Monate und Jahre begleiten wird.

Außerdem sind wir froh über weitere Feedbacks von eurer Seite und darüber, dass unser Blog immer bekannter wird! Bitte teilt ihn mit euren Freunden und Bekannten, dass sich die Idee des Reisens immer weiter verbreitet!

Auch ist es total lieb, dass es schon jetzt vor der Abreise ein paar Spender gibt (Siehe Unterstützer & Links)! DANKE!

Wir haben noch genau eine Woche, dann brechen wir auf!
Daher wollen wir am Samstag, 8. Juni 2013 in der Alten Bäckerei einen kleinen Abschied mit euch zelebrieren! Wir würden uns sehr freuen, euch dort noch einmal zu sehen, bevor wir lange Zeit unterwegs sein werden!

Liebe Grüße, Euer Anselm